Marco Pellegrinis erster Fall, Ein Espresso für den Commissario, liegt mir ganz besonders am Herzen. Ich gewann das Buch in einer Verlosung, die der Autor, Dino Minardi, im März veranstaltet hatte. Doch bevor das Buch bei mir ankommen konnte, brach Covid-19 über uns herein, Lebensumstände änderten sich drastisch, zumindest meine, und so habe ich es erst 5 Monate nach dem Gewinn in meine Hände bekommen und lesen können. Am Anfang der Quarantäne war ja alles noch gut, aber als die Zeit vorantrieb, begann ich meine Bücher immer mehr zu vermissen. Kein großes Problem, aber der Lesealltag, symbolisch für alles Andere stehend, war durchbrochen und im Zentrum war dieses Buch, auf das ich mich sehr gefreut hatte.
Commissario Pellegrini ist aus einer Gastronomenfamilie und ermittelt in Como, Italien. Dies ist trotz des Untertitels nicht sein erster Fall, sondern der erste, von dem wir erzählt bekommen. Die Handlung fängt an einem Dienstag an und dauert bis Freitag (15.–18. Mai), wenn der Mord an einem Studenten, der tot in seinem Bett gefunden worden war, womöglich gelöst ist.
Die Bücher scheinen nicht unabhängig von einander lesbar zu sein, denn bestimmte Handlungsstränge, die im ersten Band entwickelt werden, inklusive Pellegrinis Vergangenheit, bleiben teilweise offen. Es gibt bereits einen zweiten Band, so dass wir davon ausgehen können, dass diese offenen Fragen aufgenommen werden. Und es wird hoffentlich weitere Bände geben.
Soweit ich von diesem ersten Band sagen kann, ermittelt Pellegrini nicht im Stil von einem Sherlock Holmes (Genie) oder amerikanischer Detektive (harte Typen), sondern ist eher mit Maigret zu vergleichen, nicht nur durch bestimmte Aspekte seiner Recherche und Ermittlungen, sondern durch die Liebe für das Kulinarische und die Langsamkeit seiner Welt.
Der Fall selbst ist nicht höchst komplex und die Lösung eigentlich aus dieser Welt. Minardi scheint es nicht um unnötig komplexe Spitzfindigkeiten zu gehen, sondern um eine unserirdische Erzählung mit gut durchdachten und glaubwürdigen Charakteren, die in einem nachvollziehbaren Leben den Alltag schlagen. Minardis Schreibstil ist eher kühl und wortkarg, spiegelt also Pellegrinis Charakter, von dem es heißt, er sei ein „rationaler Grübbler“ ist (S. 237). Die Beschreibungen von Como und der Umgebung sind sehr einprägsam, wobei die Erzählung keine unnötig langen Beschreibungen aufweist. Sehr sympathisch, dass weder der Erzähler noch der Autor etwas beweisen wollen. Sie kennen eindeutig Ihr Handwerk.
Ich bin gespannt, wie die Reihe weitergeht, und freue mich auf diese Erweiterung im Programm des Kampa Verlages, der sich rasant zu einem wichtigen Spieler in diesem Genre entwickelt hat.